Ballettabend – “Anna Karenina”
moods a.m.: hervorragend, fröhlich, ausgeglichen.
goods: Geburtstag, Ballettabend, bevorstehende Feier.
badgoods: notwendige Erledigungen, Haushalt, Einkaufen.
parts: Lebensfreude, Kontakt, Fortschreiten, Zufriedenheit, Kreativität.
Am Freitag gestern hatte ich Geburtstag. Meine Frau, Tochter und ich frühstückten gemeinsam. Ich packte einige Geschenke aus und wir verbrachten den Vormittag gemeinsam. Am Nachmittag fuhren meine Frau und ich mit der U-Bahn in die Hamburger Innenstadt. Dort trafen wir meine Eltern zu einem Abendessen in einem italienischen Restaurant. Im Anschluss besuchten wir in der Hamburgischen Staatsoper das Ballett “Anna Karenina”. Die Musik von Tschaikowsky, Schnittke, Cat Stevens und Yusuf Islam. Die Choreografie, Bühnenbild, Licht und Kostüme von John Neumaier.
Bevor ich mich jedoch heute Abend mit einigen Freunden am Großneumarkt in der Hamburger Innenstadt im “Irish Rover” treffen werde, um mit diesen ausgelassen meinen Geburtstag zu feiern, noch einige Gedanken zum Freitag gestern:
Der Besuch des Balletts war großartig. Ein phantastischer Abend krönte meinen Ehrentag. Ich muss dazu aber auch ergänzend erwähnen: Das Ballett oder die Oper sind für mich persönlich in der Kunst die Königsdisziplin. Die Literatur vereint mit der Musik, dem Tanz, der Dramaturgie, Licht, Malerei und Design. Mit dem Besuch der Hamburgischen Staatsoper trete ich aus der gewöhnlichen, gewohnten Welt in eine andere, zweite Welt, eine parallele Dimension. Dort fesseln mich die Musik, der Tanz, der Ausdruck, das künstliche Licht. Ich träume, phantasiere, ich lasse meiner Interpretation der Dinge – ob nun politisch oder philosophisch – freien Lauf. Alles ist erlaubt, meine Gedanken nicht zu kontrollieren, brainstorming. Die Probleme meines Alltags, die bads rütteln hier vergeblich vor verschlossenen Türen.
Meine Eindrücke des Balletts versuche ich mit wenigen, nicht abschließenden Worten zu beschreiben, da dies den Rahmen sprengen würde:
Es ist bewundernswert, wie klar die unterschiedlichen Charaktere voneinander abgegrenzt waren. Das entspricht in etwa den polarisierten Verhältnissen, den politischen, wie auch sozialen Unterschieden, Meinungen und Überzeugungen innerhalb einer Gesellschaft.
Ein Beispiel: Die vermeintlich starke, von vielen bewunderte Frau, an der Seite eines Populisten, leidet unter ihrer emotionalen Bedürftigkeiten, die sie mit einem Seitensprung kompensiert. Der schöne Schein entpuppt sich als pure Verzweiflung. Die soziale Kälte innerhalb ihrer Beziehung zu dem Mann an ihrer Seite war erschütternd, für unsere Zeit möglicherweise pathologisch, symptomatisch, aber auch nicht ungewöhnlich, wie auch später die erkaltende Leidenschaft zu ihrem Liebhaber, Graf Wronski. Es folgten Verzweiflung, Depression, der Suizid … Überzeugend war die Darstellung des von ihr nicht zu bewältigenden, erlebten Traumas, das den selbstbestimmten Verlauf ihres Lebens gefangen nahm.
Diese Gedanken aber sind nur ein Beispiel, ein kleiner Ausschnitt von dem, was ich gedanklich während meiner Ballettbesuche erlebe. Sie sind zum großen Teil ungeordnet, konfus – Gedankensplitter. Für mich aber sind dies ganz besondere Momente, in denen ich mich ganz nah erlebe.
parts: LebensInn.
http://eudämonis.de/index.html
Norderstedt, Samstag, 30. September 2017